Es ist wieder eine dieser einsamen
Nächte in einem einsamen Zimmer, einer einsamen Stadt, auf einer
einsamen Welt. In der es keine Konstanz gibt, nichts, woran man sich
halten, binden könnte. Wo man niemandem vertrauen darf, denn wenn
man es täte, könnte man nur verlieren. Denn jeder hier möchte nur
das Beste für sich selbst.
Die Tränen rinnen schon seit Stunden
über meine Wangen und ich bin erstaunt, wie lange und viel man
weinen kann. In meinem Kopf ist nichts als Leere, in meinem Herzen
nichts als Schmerz und in meinem Bauch dieses seltsame Prickeln, das
man nie so richtig einschätzen kann. Es fühlt sich immer gleich an,
ob man nun verliebt, aufgeregt, wütend, verletzt ist – aber es
bedeutet immer etwas anderes. Ich kann nicht interpretieren, wieso
ich dieses Gefühl in mir verspüre.
Es ist schon länger da.. und nachdem
ich es erst einmal spürte, konnte ich den Gedanken daran nicht mehr
abstellen, das Gefühl nicht ausblenden. Ich möchte mich betäuben
mit Unmengen von Alkohol, aber es ist nichts da. Ich möchte mich
verletzen, aber fürchte die Konsequenzen – Schmerz spüre ich auch
so genug.
Und dann lese ich diese Nachricht und
frage mich, was genau wohl gerade in dir vorgeht. Ich erinnere mich
an uns beide. Ich kann nicht mehr für dich da sein.
Wir haben uns voneinander weggestoßen.
Wir haben uns verloren, sind
auseinander getrieben worden, durch Enttäuschung und falsche
Erwartungen. Ich wünschte du wärst jetzt hier.
Ich bräuchte nichts mehr als dich in
meinen Armen, um endlich wieder glücklich zu sein.
Bräuchte nichts mehr, als einen Kuss.
Bräuchte nichts mehr, als deinen Duft,
das Gefühl.. nach dir.
Das Gefühl, das nur du auslösen
kannst. Diese ganz spezielle Ausstrahlung, die dich so besonders
macht. Doch ich weiß, dass ich sie nicht mehr spüren werde. Und
dass es niemals so intensiv sein könnte, wie ich es möchte.
Ich denke daran, wie wir uns
kennenlernten. Eigenartiges Bauchprickeln, aber irgendwie ganz schön.
Das gleiche Gefühl löst nun in mir aus, dass ich mich selbst
ausweiden möchte.
Ich weiß, ich habe alles falsch
gemacht, was ich mit dir falsch machen konnte. Du hast verdient,
etwas besseres zu bekommen als mich. Denn ich könnte dir nicht
(mehr) geben, was du von mir brauchst. Du könntest mir nie wieder
vertrauen, wie du es mal tatest.
Nie wieder könnten wir wir sein. So
wie wir wir waren, als wir ein »Wir« werden wollten. Irgendwie
diesen gemeinsamen Traum hatten, der dann doch irgendwann scheiterte.
Ich dachte, mit dir wäre das alles anders.
Noch immer strömen die Tränen über
mein Gesicht, meine Augen sind rot und verquollen, meine Atmung
schnappend. Ich habe wohl einen Nervenzusammenbruch. Wow, dabei
dachte ich, das würde mir deinetwegen nie wieder passieren.
Doch in einsamen Nächten wie dieser,
in meinem einsamen Zimmer, in einer einsamen Stadt, in einer einsamen
Welt, wo jeder nur das Beste für sich selbst will, da will auch ich
nur das Beste für mich selbst.
Dich.
Trotz allem. Wider meinen Verstand.
Ich tippe Nachrichten in ein
Chatfenster, die dich nie erreichen werden und wähle deine Nummer
öfter als ich zählen kann. Mittlerweile kann ich sie auswendig.
Ich handle irrational. Ich hasse mich
dafür. Ich will nicht irrational handeln.
Ich bin doch ich, der Realist, oder
nicht?
Doch auf einer einsamen Welt, in einer
einsamen Stadt, in einem einsamen Zimmer, während einer einsamen
Nacht, verbindet uns nur eins:
Wir sind gemeinsam einsam.
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