Freitag, 26. April 2013

Abschiedsbrief (Keine Angst haben, bitte^^)


Wenn ich wüsste, dass ich heute sterben würde, was wären dann meine letzten Worte? Was wäre das, was ich hinterlassen würde, mein Erbe? Welcher Film würde sich in meinem Kopf abspielen, kurz bevor ich tot bin, und wer wäre die letzte Person, an die ich denken würde? Wäre es die, die ich erwarte, oder wäre es ein ganz anderer Mensch?
Ich probiere hier einen fiktiven Abschiedsbrief (fiktiv im Sinne von: Ich glaube nicht, dass ich in absehbarer Zeit sterbe) zu schreiben, den ihr euch dennoch zu Herzen nehmen könnt, ob ich nun heute, morgen, in einem Jahr oder in ein paar Dekaden abtrete. Es sind Worte, die ich loswerden möchte, Dinge, für die ich mich rechtfertigen will, bevor es zu spät ist.

Ich weiß, ich war nicht immer ein perfekter Mensch, ganz im Gegenteil. Ich habe viele Menschen, denen ich etwas bedeutet habe, enttäuscht, verletzt und manchmal im Stich gelassen. Ich wollte immer für alle Menschen da sein, die mir wichtig sind und wollte immer, dass ich den Menschen, die mir wichtig sind, auch wichtig bin. Das war ich vermutlich meistens auch, doch durch falsche Definitionen, wie sich jemand verhalten sollte, wenn ich ihm wichtig bin, oder vielleicht eher zu hohe Erwartungen, habe ich das oft nicht gesehen.
Die Folge war meist Wut meinerseits, gefolgt von Gleichgültigkeit.
Und bisher habe ich es geschafft, dass mir jeder Mensch gleichgültig sein kann – nicht, dass ich das gut fände, ich glaube viel eher, dass das eine meiner negativsten Eigenschaften ist beziehungsweise war, doch stets habe ich es eingesetzt um mich zu schützen, vor Enttäuschungen zumeist.
Bei jedem Menschen, bis auf einen ist mir das Umschalten von 'du bist mir wichtig' auf 'du bist mir scheiß egal' innerhalb weniger Tage, Wochen gelungen. Bis auf einen Menschen, von dem ich mich nun, vor einer Woche genau, distanziert habe. Falls du diesen Brief liest, möchte ich, dass du weißt, dass es mir leid tut, dass mir leid tut, was immer zwischen uns war und dass ich es bedaure, dich nicht mehr im Arm halten zu können, nun, wo sich mein Leben dem Ende zuneigt.
Zugleich fühle ich mich bestätigt, denn sagte ich nicht immer, am Ende sterbe jeder Mensch für sich allein?

Doch das ist nicht alles, was ich zu sagen habe. Natürlich hat dieses besondere Mädchen einen großen Teil meines Lebens ausgemacht, doch sie hat mich von sich gestoßen und ich kann ihr das einfach nicht mehr vergessen. Wo früher Liebe war, ist nun nur noch Wut, Schmerz und noch immer das letzte Fünkchen Hoffnung, dass sich alles wieder zum Guten wenden könnte – das letzte Fünkchen Hoffnung, das ich also bis zum Ende nicht auslöschen konnte. Wie kitschig.

Neben dieser ganz speziellen Person jedoch, gibt es einige andere Menschen, die mir mindestens genauso wichtig sind, Menschen, die ich auch nicht einfach aus meinem Leben schmeißen könnte, nicht mal wenn ich wollte. Menschen, die beinahe alles über mich wissen, was ich über mich zu sagen im Stande bin und vielleicht noch ein wenig mehr. Diese handvoll Menschen, denen ich voll und ganz vertraue, haben es mir immer möglich gemacht, mit den größten Rückschlägen zu leben, haben mir Mut eingeflößt, wenn ich ihn gebraucht habe, haben mich wieder hochgezogen (oder es zumindest probiert), wenn ich in der tiefsten Depression steckte.
Ich habe es leider nie geschafft, mich äquivalent dafür bei euch zu bedanken, aber ich hoffe, ihr wisst, dass ich euch meine.

Einen letzten Brief zu schreiben, in dem man alles berücksichtigt, was einem wichtig war, sein könnte, ist gar nicht so einfach. Denn wie soll man alles, was einem einst wichtig war, in einem Dokument verpacken, in der Hoffnung, es wird gelesen und verstanden, ohne, dass jemand am Ende das Gefühl hat, vergessen worden zu sein?
Ich bin froh über jeden Menschen, der sich die Zeit mit mir vertrieben hat, wie auch immer die Beziehung zu ihm geartet war. Manche haben mich mehr erfreut, manche weniger und manche würde ich im Rückblick eher zum Mond schießen, doch was bedeutet das jetzt noch? Ich gräme mich nicht mehr, ich habe keinen Hass in mir. Dennoch stehe ich offen dazu, dass alles anders gelaufen ist, als ich es einst wollte und ich enttäuscht bin, enttäuscht von einigen Menschen.
Ich hoffe, dass ich euch trotz allem wichtig geblieben bin, auch, wenn wir Streit hatten, wenn wir uns auseinander gelebt haben. Ich hoffe, dass ich in euren Erinnerungen nicht nur eine schemenhafte, undeutliche Gestalt bin, sondern ihr alle zurückblicken könnt und mich in den besten Moment unserer Freundschaft, oder Beziehung im Allgemeinen, vor euch seht, in voller Blüte, in Glück, bei euch sein zu dürfen.
Diese unbeschwerte Zeit mit den Menschen, die mir am meisten bedeutet haben, war die wertvollste in meinem Leben.

Ich wünsche mir, dass ihr nicht zu lange um mich weint, sondern euren Weg geht, ohne zu oft zurückzublicken, denn was passiert ist, ist passiert und kann nicht mehr geändert werden, das ist leider so. Ich möchte, dass ihr glücklich werdet und an mich zurückdenken könnt.
Ich war nie religiös und ich habe nie daran geglaubt, in den Himmel oder die Hölle, ins Nirwana oder das Paradies zu kommen, wenn ich eines Tages tot bin.
Doch das, was stirbt ist lediglich mein Körper – meine Seele lebt weiter, nicht als Geist irgendwo, nicht auf irgendeinem spirituellen Fleck, sondern in euch. In dem einen als ein guter Freund, in anderen als sarkastisches Arschloch, bei einigen als beides und bei einer Person als Geliebter, als Freund und als sarkastisches Arschloch.
Doch in der Gesamtheit der Erinnerungen lebe ich als das weiter, was ich war, wenn ihr mich lasst.
Das ist mein Vermächtnis und alles, was ich euch, neben ein paar mittelmäßigen Liedern und Gedichten hinterlassen kann.

Macht's gut.
B.

Dienstag, 23. April 2013

Entschluss

Am 27. Tag des vierten Monats
werden zu Grabe getragen
Erinnerungen an lange Jahre,
wird vom Miniaturflammenmeer
nicht nur unser Abbild
als viel mehr
der Wald der Vergangenheit
verschlungen.

Montag, 22. April 2013

Bandknüpfer

Einst knüpfte ich gern Bänder
aus Freundschaft, Nähe und Vertrau'n,
legt sie ihnen vor die Füße - Frauen,
doch konnt damit nichts ändern.

Denn niemand schätzt den Wert
meiner wochenlangen Handarbeit -
ein geschenktes Band? Das wär zu leicht,
drum bleibt mir Hoffnung stets verwehrt.

Donnerstag, 11. April 2013

Zeitverflug im Schneckentempo


Tick, mein Blick schweift zur Uhr
doch ich seh, es ist wieder nur
'ne Sekunde vergangen.

gedankenverloren
Gedanken verloren

Wenn Zeit nicht nur vorwärts
sondern rückwärts sich bewege
stets so, wie's mir passt
stets so – Tack, eine Sekunde vergangen.
Ich wünsch mir eine Zeitmaschine,
die nicht die Zeit anzeigt
sondern stattdessen manipuliert.

Tick, eine Sekunde vergangen
und mein Blick streift zur Uhr,
null Uhr, Blick zum Kalender
wo ich stumpf realisier:
Bist seit 'nem Monat fort von mir.

Samstag, 6. April 2013

MärchenHaft


Es war einmal vor ein paar Jahrn
ein Mädchen tief im Wald.
Dort traf ich sie, 's war wunderbar,
wir wärmten uns, wir warn so kalt.

Auf den gewund'nen dunklen Pfaden
von andern unberührt bislang,
verlor'n uns manchmal aus den Augen, doch hielten noch den Faden,
der uns weiterhin verband.

Manchmal warfst du Krumen aus,
denen ich dann folgte
oftmals strahlt' ich etwas aus,
das du behalten wolltest.

Doch dann, beim Kampf gegen 'nen Drachen
ließ ich den Faden fall'n.
Griff stattdessen nach den Waffen,
streif' seitdem durch den Wald allein.

Bin nun schon lang in ihm gefangen,
und folg verworr'nen Pfaden,
werd niemals an ein Ziel gelangen,
nicht aus diesem Wald geraten.

Stets auf der Suche nach dem Sinn
mit jedem Schritt wird's schlimmer.
Solang ich nicht gestorben bin
lieb ich dich noch immer.