Mittwoch, 8. Mai 2013

Fassade


Diesen Text verfasse ich am Rande eines Nervenzusammenbruchs mit viel zu viel Rum in mir, ich hoffe also, ihr verzeiht mir das emotionale Thema (na gut, ist auf dem Blog eh nichts neues mehr), mit dem ich euch vollquatsche. Es ist wahrscheinlich auch nur meine eigentliche Art, Dinge zu dramatisieren und immer und immer wieder schlecht zu sehen, doch ich möchte es trotzdem loswerden, um vielleicht anderen eine andere Perspektive zu geben oder einfach zum Nachdenken anzuregen.
Ich bin keiner, dessen Wort irgendeine Bedeutung hat und dennoch hoffe ich, dass ihr euch zu Herzen nehmt, was ich euch zu sagen habe.

Ich habe gerade in den Spiegel geguckt und plötzlich etwas gesehen, was nur selten jemand von mir sieht. Die reinste Form von Depression, Hass, Trauer und Angst. Warum ich euch das erzähle? Es ist einfach so, dass ihr langsam lernen solltet, hinter die Fassade eines Menschen zu blicken. Ich meine, ich kenne 'euch' im eigentlichen Sinne nicht, ich weiß nicht, wer 'ihr' seid, sondern sehe 'euch' als ein Kollektiv von Menschen, denen ich im Leben begegnet bin. Längst nicht auf jeden Menschen trifft zu, was ich 'euch' hier unterstelle, aber auf eine Menge.
Warum ich es mir herausnehme, Menschen gleichzustellen? Weil ich es kann.

Wir Menschen haben die Eigenschaft, zu verdrängen. Wann immer es uns schlecht geht, probieren wir, außer bei denen, denen wir am meisten auf der Welt vertrauen, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Die meisten Menschen kennen uns nicht gut genug, wollen nichts bemerken oder sind einfach nicht empathisch genug, um festzustellen, wann es einem Menschen schlecht geht.
Ich möchte hier auf eine kleine Anekdote in meinem Leben verweisen.
Ich war 14, sie war 17 und wir kannten uns vielleicht 2 Monate. In dieser Zeit haben wir relativ viel miteinander gemacht, haben uns gut verstanden, haben viel miteinander geredet, doch vieles blieb meist oberflächliches Gequatsche. Sie war ein immer fröhliches Mädchen, immer aufgedreht, immer laut, immer lachend oder neckend. Doch während unserer Gespräche erfuhr ich einiges mehr über sie, als viele andere – einfach, weil ich gewillt war, zuzuhören und auch Fragen zu stellen, wenn mir etwas eigenartig vorkam.
Irgendwann ereignete es sich, dass wir einen Waldspaziergang machten und vor einem See rasteten, einfach mal wieder ein wenig miteinander quatschten, diesmal allerdings tiefgründiger.
Irgendwann fragte ich sie schüchtern, ob sie immer so fröhlich tue, um zu überspielen, wie schlecht es ihr in Wirklichkeit ginge.
Als ich diesen Satz ausgesprochen hatte, sah ich, wie ihr plötzlich eine »Last« von den Schultern fiel. Sie begann zu weinen, nickte, umarmte mich. Ich umarmte sie auch – es war das erste Mal seit einem halben Jahr, dass ein Mädchen mich im Arm hielt und welche Bedeutung dieser Moment für mich haben würde, wurde mir damals gar nicht bewusst. Erst heute weiß ich, wie viel mehr, als das meiste andere, mich dieses kurze Gespräch geprägt hatte. Es hat mir einen völlig neuen Blick auf vieles gegeben, auch wenn ich es damals noch nicht zu erkennen wusste.
Und auch später, in darauffolgenden Jahren habe ich entdecken müssen, das Menschen, denen es schlecht geht, oft eine völlig eigene Art entwickeln, damit man ihnen bloß nicht anmerken könne, dass es ihnen wirklich schlecht geht. Ich möchte hier nicht zu sehr ins Detail gehen, aber darunter waren einige üble Fälle.

Alles, was ich euch mit meinem Geschreibsel sagen möchte ist folgendes: Wenn ein Mensch immer 'glücklich' ist, dann hat das meist einen Grund. Natürlich, es gibt auch Menschen, die sind einfach so. Sie haben alles, was sie im Leben wollen, sie sind restlos zufrieden, sie sind einfach sie selbst, in diesen Momenten. Doch was sie von dem anderen Typus unterscheidet ist folgendes: Sie sind es immer.
Die Menschen, die nur eine Rolle spielen, sind nur in der Gegenwart anderer so, wie sie sich verhalten. Wenn sie allein sind, fühlen sie sich auch allein. Und vorbei ist es mit dem aufgesetzen: »Alles ist okay, alles ist witzig, alles ist schön.«
Ich möchte euch nur bitten, euch behutsam um diese Menschen zu kümmern. Denn irgendwie schlummert in jedem von uns einer dieser Menschen. Ich weiß das.

1 Kommentar:

  1. Dein Beitrag hat mich ziemlich gerührt... Du hast es einfach auf den Punkt gebracht und es ist schön zu sehen, dass es auch noch Menschen gibt, die andere darauf aufmerksam machen! :)

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