Als
ich gerade ein altes Chatlog aus dem Jahre 2013 durchgelesen habe,
wurde mir erst bewusst, wie viel man in einem Leben vergessen kann,
wenn die Personen, die mit diesen Erinnerungen verknüpft sind, für
einen an Bedeutung verlieren und dadurch verblassen.
Lediglich
einige Highlights in unserer 6 Jahre währenden Bekanntschaft sind
mir noch im Kopf geblieben.
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Wie wir uns kennenlernten
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Unsere vielen Insiderwitze
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Wann wir uns das erste mal stritten
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Woran diese Person erkrankte
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Was wir taten, als wir uns wiedersahen
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Warum wir einander entschwinden ließen
Und
mit diesem Vorwissen traute ich mich an Chats heran, die vier Jahre
zurückliegen. Die ganz unten im Protokoll immer kürzer werden, doch
nach obenhin strebend an Länge und Emotion gewinnen.
Es
liest sich wie eine typische pubertierende Freundschaft zwischen
Junge und Mädchen, die sich alle paar Tage ihr Leid klagen.
Doch
geht es hier ums Vergessen, nicht ums Erinnern, darum nun die Liste
mit Dingen, die ich vergessen habe.
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Wie wichtig wir einander waren.
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Dass wir immer wieder stundenlang telefonierten.
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Wie abweisend ich sein konnte.
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Wie ich Hilfeschreie übersah.
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Wie mich Kleinigkeiten aufregten.
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Dass wir einander nicht einfach nur aus den Augen verloren, sondern
ich sie von mir wegschob.
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Warum wir einander brauchten.
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Warum wir nicht füreinander da sein konnten.
Es
war mir tatsächlich zusätzlich aus den Erinnerungen entschwunden,
was für ein unangenehmer Mensch ich zur Zeit meiner Depression zu
sein schien. Ich hatte wohl mit mir selbst zu tun und konnte deshalb
nicht auch für sie da sein.
Ich
könnte wohl noch einige Entschuldigungen oder
Rechtfertigungsversuche anbringen, um mein Vergessen eines Großteils
unserer Beziehung zu erklären, etwa dass wir beide immer betrunken
waren, wenn wir miteinander sprachen, weswegen dies wohl in meiner
Erinnerung verblassen musste.
Dass
zu dieser Zeit unheimlich viel los war.
Dass
sie ja schließlich auch zugesehen hat, wie unsere Freundschaft den
Bach runtergeht.
Aber
ich glaube, letzteres hat sie nie getan, sondern war es wohl einfach
nur leid, sich wieder und wieder von mir verletzen zu lassen.
Vielleicht
wird mir nun wieder all das etwas bewusster sein. Es lässt mich
jedenfalls unsere damalige Freundschaft mit anderen Augen sehen.
Jasper
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