Mittwoch, 14. August 2013

Gemeinsam einsam

Es ist wieder eine dieser einsamen Nächte in einem einsamen Zimmer, einer einsamen Stadt, auf einer einsamen Welt. In der es keine Konstanz gibt, nichts, woran man sich halten, binden könnte. Wo man niemandem vertrauen darf, denn wenn man es täte, könnte man nur verlieren. Denn jeder hier möchte nur das Beste für sich selbst.
Die Tränen rinnen schon seit Stunden über meine Wangen und ich bin erstaunt, wie lange und viel man weinen kann. In meinem Kopf ist nichts als Leere, in meinem Herzen nichts als Schmerz und in meinem Bauch dieses seltsame Prickeln, das man nie so richtig einschätzen kann. Es fühlt sich immer gleich an, ob man nun verliebt, aufgeregt, wütend, verletzt ist – aber es bedeutet immer etwas anderes. Ich kann nicht interpretieren, wieso ich dieses Gefühl in mir verspüre.
Es ist schon länger da.. und nachdem ich es erst einmal spürte, konnte ich den Gedanken daran nicht mehr abstellen, das Gefühl nicht ausblenden. Ich möchte mich betäuben mit Unmengen von Alkohol, aber es ist nichts da. Ich möchte mich verletzen, aber fürchte die Konsequenzen – Schmerz spüre ich auch so genug.
Und dann lese ich diese Nachricht und frage mich, was genau wohl gerade in dir vorgeht. Ich erinnere mich an uns beide. Ich kann nicht mehr für dich da sein.
Wir haben uns voneinander weggestoßen.
Wir haben uns verloren, sind auseinander getrieben worden, durch Enttäuschung und falsche Erwartungen. Ich wünschte du wärst jetzt hier.
Ich bräuchte nichts mehr als dich in meinen Armen, um endlich wieder glücklich zu sein.
Bräuchte nichts mehr, als einen Kuss.
Bräuchte nichts mehr, als deinen Duft, das Gefühl.. nach dir.
Das Gefühl, das nur du auslösen kannst. Diese ganz spezielle Ausstrahlung, die dich so besonders macht. Doch ich weiß, dass ich sie nicht mehr spüren werde. Und dass es niemals so intensiv sein könnte, wie ich es möchte.
Ich denke daran, wie wir uns kennenlernten. Eigenartiges Bauchprickeln, aber irgendwie ganz schön. Das gleiche Gefühl löst nun in mir aus, dass ich mich selbst ausweiden möchte.
Ich weiß, ich habe alles falsch gemacht, was ich mit dir falsch machen konnte. Du hast verdient, etwas besseres zu bekommen als mich. Denn ich könnte dir nicht (mehr) geben, was du von mir brauchst. Du könntest mir nie wieder vertrauen, wie du es mal tatest.
Nie wieder könnten wir wir sein. So wie wir wir waren, als wir ein »Wir« werden wollten. Irgendwie diesen gemeinsamen Traum hatten, der dann doch irgendwann scheiterte. Ich dachte, mit dir wäre das alles anders.
Noch immer strömen die Tränen über mein Gesicht, meine Augen sind rot und verquollen, meine Atmung schnappend. Ich habe wohl einen Nervenzusammenbruch. Wow, dabei dachte ich, das würde mir deinetwegen nie wieder passieren.
Doch in einsamen Nächten wie dieser, in meinem einsamen Zimmer, in einer einsamen Stadt, in einer einsamen Welt, wo jeder nur das Beste für sich selbst will, da will auch ich nur das Beste für mich selbst.
Dich.
Trotz allem. Wider meinen Verstand.
Ich tippe Nachrichten in ein Chatfenster, die dich nie erreichen werden und wähle deine Nummer öfter als ich zählen kann. Mittlerweile kann ich sie auswendig.
Ich handle irrational. Ich hasse mich dafür. Ich will nicht irrational handeln.
Ich bin doch ich, der Realist, oder nicht?

Doch auf einer einsamen Welt, in einer einsamen Stadt, in einem einsamen Zimmer, während einer einsamen Nacht, verbindet uns nur eins:

Wir sind gemeinsam einsam.

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