Alltag.. Die Sonne strahlt
auf mich herab, als ich die Tür meines Hauses öffne, ich kneife die
Augen zusammen, bin geblendet. Schnell drehe ich mich um, hin zum
Briefkasten, schließe auf. Nichts drin. Muss mich wieder dem grellen
Licht zuwenden und werde infernalischer Hitze ausgesetzt. Naja,
zumindest dafür, dass bisher Minusgrade herrschten.
Ein Tag wie jeder andere –
Nichts, was in irgendeiner Art erzählenswert wäre, nichts, was mich
aus der Lethargie des Alltags reißen könne, nichts, was mich
glücklich machen könne, nichts, was – Ihr hab schon verstanden.
Bin halt nur ein Junge wie
jeder andere, der nichts zu erzählen hat, aber doch ein
unglaubliches Bedürfnis, sich mitzuteilen.
Bis ich an der
Bushaltestelle eintreffe, an der, durch geniale Planung, ein Bus
halten wird, wenn seine Zeit gekommen ist. Es ist die erste befahrene
Station, darum bin ich mir sicher, einen Sitzplatz erhalten zu
können, ungestört Musik hören zu können, ungestört ungestört zu
sein.
Bis ich sie erblicke.
Sie ist eigentlich nicht
atemberaubend schön, eigentlich nichts besonderes, aber eigentlich
doch. Ich urteile schon wieder nach dem Äußeren und hasse mich
dafür. Gedanken driften ab. Lächelnd höre ich der Musik aus meinen
Kopfhörern zu, die mit voller Lautstärke in meine Ohren fließt, um
mich von der Welt abzuschirmen. Gleichzeitig hoffe ich, viel mehr
integriert zu sein, nicht das Individuum, sondern einer von vielen,
immer in der Gruppe, einer von ihnen, denen, die verrückt werden allein, nicht immer allein daheim, nicht immer der Einzelgänger,
eiher ein Partygänger, keiner derer, ohne Sinn im Leben, einer
derer, die Geben und Nehmen aber lieber Nehmen statt zu geben, weil –
ich drifte ab.
Jedenfalls.. Ich stehe..
Und blicke mich um, der strahlend blaue Himmel, die Bäume noch immer
ohne Blätter, noch immer tristes totes Holz, noch immer, noch immer
zwischen Plattenbauten spielende Kinder, ohne Perspektive, Eltern,
die nichts sind, als Realsatire, wenn ich sehe, wie sie mit ihren
Kindern umspringen, die herumspringen und toben und lachen und
schreien – das denke ich zumindest, kann sie schließlich nicht
hören, oder den Eltern mit Kindern, die beim Erwachen schon
schreien, weil sie entweder Babys sind, oder Angst haben, vor der
grausigen Alltagsrealität, Rivalität mit – ich schweife ab.
Ich blicke zu dem Mädchen,
nur ganz kurz, das keinen Blick an mich verschwendet, warum sollte
sie auch, blicke zu den alten Frauen, die Junge wird irgendwann eine
von ihnen sein und ich werde auch alt sein, ein alter Mann,
vielleicht allein, vielleicht auch nicht, wer weiß das schon, denn
wer weiß jetzt schon, was mal sein wird, was aus unseren
Perspektiven wird, welche Perspektiven wir einmal haben werden, wer
wir einmal sein werden, wer wir heute sind, sind wir? Ich denke, also bin ich, ich bin ich, du bist du, sind nicht geschaffen dazu,
zusammen zu sein, sind nicht geschaffen dazu, irgendwas – der Bus
kommt.
Die Tür öffnet sich, ich
steige ein, hinter dem Mädchen und vor den alten Leuten, die warten,
obwohl ich sie durchgelassen hätte, ich weiß schließlich, was sich
gehört, ich steige also ein und bin drin und es ist warm, viel zu
warm im Bus und ich zeige meine Fahrkarte und setze mich hin, das
Mädchen steht unschlüssig im Bus, alles frei, wohin, was nun? Die
Alten haben sich hingesetzt, und ich sitze auch und höre Musik, sie
ist so laut und laut und laut, ich höre nichts, blicke manchmal nach
links und rechts und da steht sie und ich sehe noch, wie sich ihr Mund
schließt und ich nehme die Musik aus dem Ohr. »Ist hier noch frei?«
Ich blicke mich um, der
Bus ist leer, überall ist frei, ich rutsche einen Platz nach rechts
und blicke sie an und grinse. »Hier sitzt keiner«, sage ich, drücke
auf den Pauseknopf auf meinen Kopfhörern, die Musik, sie verstummt,
bin in der Realität, grinse sie an. Sie setzt sich und lächelt mich
an. Cut.
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