Sonntag, 14. Oktober 2012

Mal wieder Zeit zum Schreiben

Bei mir ist zur Zeit eine Menge los, aber nur deshalb komm ich mal wieder zum Schreiben, ich hoffe, man merkt es mir nicht allzu sehr an.
Ich poste heute eine kleine Episode aus meinem Leben (oder nicht?) und ein Gedicht.

Ob ich mir diese Geschichte ausgedacht habe, überlasse ich euren bösen Phantasien und dem, was ihr mir zutraut. Ich sage weder, dass sie wahr ist, noch dass ich sie mir ausgedacht habe.

Ich bin neulich S-Bahn gefahren. Ich tu das manchmal, ich setze mich in eine Bahn und der Bahnfahrer weiß, wo ich hinwill. Das ist genial, danke BVG und Bahn AG für diesen Service. Das einzige, was mich am Bahnfahren stört sind die Mitmenschen, denen man dort so ausgesetzt wird. Ich bin in Berlin, Greifswalder Straße eingestiegen, dort ist die Bahn meist sehr voll und es steigen oft auch noch einige Menschen ein. Alles in allem ein 'Paradies' für Menschenhasser wie mich. Ich habe oft Kopfhörer auf, sehr gut sichtbar auf meinem Kopf positioniert, um meinen Mitmenschen zu signalisieren: „Der ist weg, der ist gar nicht anwesend, der schwebt in seiner Wolke aus Musik und Emo-Gedanken. Wahrscheinlich hört der Metal, nein, so grimmig wie der guckt sogar ganz sicher. Headbangt der nicht ein wenig? Ja, ganz klar, Metal. Dann hört der uns bestimmt nicht reden.“ Ja, das denken Menschen, wenn sie mich sehn, ganz genau das. Nur höre ich keine Musik. Denn ich signalisiere den Menschen, sie seien unter sich und könnten lästern, was dafür sorgt, dass ich sie gut belauschen kann. Ich steige also mit meinen gut sichtbaren Kopfhörern, durch die keine Musik in meinen Kopf strömt, in diese Bahn, vor mich stellen sich eine alte Frau und eine Freundin derer. An ihnen vorbei ist gerade ein türkischer Mitbürger, der sich den letzten Sitzplatz klargemacht hat. Darauf schaut eine der alten Frauen die andere an und sagt: „Erst klauen uns diese widerlichen Ausländer die Arbeitsplätze und jetzt nehmen sie uns auch noch die Sitzplätze weg. Beim Adolf hätte es das nicht gegeben.“
Ich muss mir mein Lachen verkneifen und würde sie gerne darauf hinweisen, dass IHR gar kein Arbeitsplatz gestohlen wird und dass ihr Tod sogar gut für Deutschland wäre, weil sie die Rentenkasse belastet, in die der Türke mit dem Gehalt von seinem gestohlenen Arbeitsplatz einzahlt. Aber ich sage nichts.
Bei der nächsten Station waren die beiden schon wieder draußen. Hat sich das Meckern ja gelohnt. Aber was soll's, die beiden sahen so aus, als ob sie sonst keine Lebensinhalte mehr hätten. Stattdessen steigen nun 2 wirklich süße Mädchen ein. Sie sind wahrscheinlich 2 Jahre jünger als ich, ihre Gesichtszüge haben die Kindlichkeit noch nicht ganz abgelegt, aber das überdecken sie gekonnt mit ein wenig Schminke. Und, was soll's, sie sind alt genug. Sie stehen direkt vor mir und kichern. Ich gucke unbeteiligt, übellaunig umher, und höre die eine tuscheln: „Der wäre doch auch was für dich.“, während sie unauffällig auf mich zeigt. Ich hätte es nicht gemerkt, wenn ich wirklich Musik hören würde. Nun muss ich mir ein Lächeln verkneifen. Wie niedlich. Die andere wird ganz rot. Herrlicher Triumph. Angewidert verzieht sie das Gesicht, zeigt auf einen alten, dicken, schwitzenden Mann, der zwei Sitzplätze mit seinem Arsch einnimmt und den Rest der Vierersitztgruppe mit seinen dicken Beinen versperrt. „Ja und der wäre was für dich.“ - „Okay, die Runde geht an dich...“
Niedergeschlagenheit. Ich fummele an meinem Kopfhörerkabel, funkele die beiden böse an, ziehe den MP3-Player am Kabel aus meiner Hosentasche, mache ihn an und stelle ihn auf SEHR laut.
Ich hasse Frauen.
Ich will ihnen doch nur gefallen, warum sind sie so gemein zu mir? Ich hab ihnen doch gar nichts getan. Naja, anscheinend haben nicht nur ihre Gesichter die Kindlichkeit noch nicht ganz abgelegt.
Ich bin froh, endlich aussteigen zu können. Ich bin am Ostkreuz und es gibt bis ich in Erkner ankomme keine besonderen Ereignisse mehr. Dort steige ich aus der Bahn, vor mir ein bildschönes blondes Mädchen, das ich schon im Waggon klammheimlich beobachtet habe. In meinen Ohren klingt weiter die Musik, während ich immer weiter, in ihrem Tempo hinter ihr her, meines Weges gehe. Es ist dunkel und außer uns beiden ist kaum jemand auf der Straße, um nicht zu sagen, niemand ist auf der Straße. Sie guckt sich manchmal ein wenig skeptisch um, zwei mal wechsele ich zeitgleich mit ihr die Straßenseite. Ich muss ganz schön creepy auf sie gewirkt haben und es kommt mir vor, als wäre Blondie ein wenig nervös. Aber was kümmert es mich? Ich hab schließlich nichts Böses im Sinn. Ich laufe nur durch die Stadt, zufällig auf der gleichen Route wie sie. Irgendwann bleibt sie stehen und dreht sich zu mir um, ich sehe, wie sich ihr Mund bewegt.
Ich setze die Kopfhörer ab. Eloquent formuliere ich die Frage, die wie ein Feuerwerk aus meinem Mund sprüht. „Hm?“
Sie guckt mich zickig an. „Ich kann Karate und habe Pfefferspray dabei.“
Ich blicke sie an, hoffend, dass man mir nicht ansieht, wie verwirrt ich bin. So ruhig wie ich kann, entgegne ich: „Es ist nett, dass du das sagst, ich wollte gerade über dich herfallen. Schwein gehabt.“
Während ich jegliche Form von Gefühlsregung in meinem Gesicht unterbinde, sehe ich, wie sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht anbahnt. Sie ist wirklich schön, wenn sie so lächelt. Ihre goldblonden Haare umrahmen ihr mit feinen Zügen gespicktes Gesicht. Ganz anders als noch gerade eben. Im gleichen Moment setze ich mich in Bewegung, und während ich meine Kopfhörer aufsetze, sagt sie: „Hey, warte, wie heißt du?“. Ich mache die Musik an und laufe, sie nicht beachtend, weiter. Ihr habe ich gefallen.

Und direkt hinterher noch das Gedicht, es ist kein Meisterwerk und wurde auf einem Rewekassenbeleg geschrieben, während ich Bahn fuhr und mir über meine gescheiterte Beziehung Gedanken gemacht habe. 

Wenn 2 Seelen einander streifen, ineinander greifen
und sich nicht mehr loslassen,
dann wird aus zweien eine.
Doch möchte eine Seele diese Symbiose aufheben, ein neues Leben erleben,
werden sich daraus Probleme ergeben;
Aus Liebe wird Hass und Schmerz,
ein gebrochenes Herz.
Diese Verantwortung sollte nicht jeder übernehmen (dürfen).

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