Montag, 5. November 2012

Der erste Tag - Das Grauen beginnt (Teil 1)

Als ich durch das Klopfen an der Tür aufwache ist es noch dunkel draußen, ich greife also mein Handy und blicke auf die Uhr. Es ist gerade mal kurz nach fünf, ich stapfe zur Tür, mache sie auf und kann einen Schreckensschrei nicht unterdrücken. Vor mir stand Sandy im Nachthemd, blutverschmiert, das Gesicht mehr eine Grimasse als das schöne Gesicht, mit den weichen Zügen, das sie sonst ziert. Ich blinzle und schüttle den Kopf und vor mir steht das gleiche Mädchen wie zuvor, nur sieht sie nun aus wie immer und guckt mich ein wenig verstört an. Oh Gott, wie peinlich, da steh ich nun wie ein Vollidiot vor ihr, in Unterhose und T-Shirt, was schon so peinlich genug ist und dann lasse ich mir auch noch von meiner Einbildung einen Streich spielen.
„Ehm.. Hey, komm doch rein..“, sage ich in einem Versuch, die Situation zu retten. Sie guckt mich skeptisch an, tut aber erstaunlicher Weise, worum ich sie gebeten habe, schaltet das Licht an, schiebt sich einen Stuhl vor meinem Bett zu recht und bedeutet mir, mich auf das Bett zu setzen. Ich tu, wie mir geheißen und sie guckt mich ernst an, fragt, ob alles mit mir okay sei. Ich antworte, vermutlich viel zu schnell, das 'natürlich' alles okay sei und frage sie, wieso sie darauf käme, etwas könne nicht okay sein. Sie guckt mich skeptisch an. Mein Schrei eben könnte meiner Glaubwürdigkeit wohl einen ziemlichen Dämpfer gegeben haben und ich werde ein wenig rot.
„Mason, du kannst mit mir über alles reden und das weißt du. Was ist los mit dir? Du wirkst schon die ganze Zeit so komisch. Du hast geschrieen, während du schliefst“, sagte sie, während sie sich besorgt nach vorn beugte. Ich musste mich beherrschen, um weiter in ihr Gesicht zu sehen, statt auf ihren Ausschnitt zu starren, was mir aber aufgrund meines Schocks erstaunlich gut gelang. Aber wie sollte ich ihr erklären, dass ich gerade dachte, sie sei ein Zombie, der nur an meine Tür klopft, um sich sein Frühstück zu holen. Ausweichend antworte ich also, ich sei wohl nur ein wenig überanstrengt und es würde schon alles werden, wenn wir ein wenig hier blieben. Die Ruhe in diesem Hotel habe mich wohl überrumpelt und meine Sinne mir einen Streich gespielt. Plötzlich sprang die Tür mit einem lauten Krachen auf, schlug gegen die Wand und im Türrahmen stand Dick, bewaffnet mit einem Revolver, den er bereits schussbereit gemacht hatte.
„Ich habe dich schreien hören, da hab ich mir Sorgen gema.. Was machst du hier?“, er wirkte sichtlich irritiert, als sein Blick auf die leicht bekleidete Sandy fiel, die mir gegenübersaß, während Sandy gar nicht auf seine Frage einging, sondern ihn fragte, ob er noch alle Tassen im Schrank habe, eine Pistole hierher mitzubringen, worauf Dick erwiderte, dass er, sollte etwas gewesen sein nun zumindest hätte reagieren können.
Die erste Nacht ging schon gut los. Beleidigt ging Dick wieder und auch Sandy stand auf. Ich wollte so gern, dass sie bleibt und nicht allein sein doch brachte nur ein „eehm...“ raus, woraufhin sie mich fragend anblickte. „Könntest du.. nicht... ach.. vergiss es..“, war alles was ich sagen konnte, ich war zu beschämt, um sie ernsthaft zu fragen, ob sie nicht die restliche Nacht bei mir bleiben könne. Verdammte Schüchternheit, was wäre schon dabei, wir kannten uns schon ewig und waren eigentlich immer füreinander da, aber es gab eine Art Barriere. 'Peinlich', dachte ich nur, während sie mich immernoch fragend anblickte, das Licht wieder ausmachte, mir  'Schlaf die restliche Nacht gut, wir haben schließlich einen langen Tag vor uns, oder nicht?' empfahl und die Tür wieder schloss. Sowas musste mir natürlich passieren, ausgerechnet bei dem einzigen Mädchen in 10 Meilen Umkreis. Ich kriegte natürlich kein Auge mehr zu und war schon früh geduscht und habe angefangen, das Frühstück für die anderen vorzubereiten. Es war mittlerweile um acht Uhr und das Hotel verlor wieder an Gruseligkeit, während die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster schienen. Gestern hatte ich wohl einfach die Beherrschung verloren, sowas würde mir nicht nochmal passieren. Tom und Dick kamen gemeinsam in die Küche und grinsten mich an, während sie sich an den Tisch setzten. Am liebsten würde ich ihnen beiden eine reinwürgen, doch ich wusste genau, dass ich ihnen körperlich unterlegen war. Stattdessen brachte ich also einen Korb mit frisch aufgebackten Brötchen und sagte, wir sollten noch auf die anderen 3 warten. Tom maulte zwar, er habe Hunger, aber wartete tatsächlich noch 30 Minuten, bis auch die anderen aufgestanden waren. Wer noch gestern nicht durch mich geweckt wurde, erfuhr innerhalb der ersten 5 Minuten, was gestern Nacht passiert war, so dass nun wirklich alle bescheidwussten und sich über mich lustig machten. Bis auf Sandy.

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