Montag, 5. November 2012

Hotel - Prolog - Anreise

Wir waren endlich angekommen. 10 Stunden lang haben wir zu sechst in dem viel zu engen Auto gesessen, vier Leute auf der Rückbank, das war schon ganz schön übel, gerade über solch einen langen Zeitraum und endlich konnten wir uns wieder die Beine vertreten. Wir haben zwischendurch keine Rast gemacht, weil es die ganze Fahrt lang wie aus Eimern gegeschüttet hat, doch hier, wo das Hotel, das Sandys Eltern gehört, stand, schien die Herbstsonne auf uns herab und lies die gelben feuchten Herbstblätter funkeln. Sandy, ein dunkelhaariges Mädchen, das circa einen Meter fünfundsechzig groß war, nach außen hin sehr selbstbewusst doch eigentlich ziemlich verletzlich, führte uns zur Tür, schob den Schlüssel ins Schloss, das mit einem deutlich hörbaren Klicken aufging, drückte die leicht knarrende Tür auf – sie sollte dringend mal geölt werden – und führte uns ins reichlich geschmückte Foyer des Dreisternehotels. Sie grinste uns an und warf sich auf einen der gemütlichen Ledersessel vor dem Kamin in dem in Kürze garantiert ein Feuer brennen würde. Ich sah mich ein wenig um. Ein wenig unheimlich war es schon, in diesem riesigen Hotel, das vollkommen menschenleer war, das nur uns sechs für 2 Wochen komplett zur Verfügung stand und in dem wir tun und lassen konnten, was wir wollten. Vorräte hatten wir reichlich gehabt, vermutlich genug, um dort zu überwintern, doch leider hatten wir doch alle noch ein Leben außerhalb unserer Freizeit, also mussten wir, wohl oder übel, das Beste aus der kurzen Zeit machen, die garantiert schnell zu verfliegen würde.
Plötzlich knallte die Tür ins Schloss, ich zuckte unwillkürlich zusammen, während Sandy mich nur angrinste. Ich drehte mich nur um und sah, dass die anderen schmunzelten. Ich versank oft in Gedanken und war dann ausgesprochen schreckhaft, was die anderen oft nutzten, um sich einen Spaß mit mir zu machen.
„Sehr lustig von euch, wirklich, haha, brüllend komisch“, flaumte ich die anderen an, die durch meine genervte Reaktion eher belustigt, als betroffen waren. Manchmal hätte ich jeden von ihnen zum Mond schießen können, aber es waren die einzigen Freunde, die ich hatte und ich wusste bei jedem von ihnen, was ich an ihm beziehungsweise ihr habe. Einer von ihnen, Dick, kam auf mich zu, streckte mir die Hand entgegen und ich schlug ein. Dick war 2 Köpfe größer aber dafür nur halb so breit wie ich, bebrillt und hatte mittellanges Haar. Während die anderen endlich aufhörten zu kichern, hatte Sandy Holz in den Kamin gelegt und die Lampen eingeschaltet, so dass es nun schon richtig gemütlich aussah. Die Sonne begann unterzugehen, ich hatte zwar gerade keine Uhr zur Hand, aber ich schätzte, dass es gegen 18 Uhr sein müsse. Langsam merkte ich auch, dass ich Hunger bekam und auch die anderen hielten sich die Hände an den Bauch und guckten ein wenig missmutig. Sandy verstand sofort und führte uns in eine große Küche, in der sonst für 100 Leute Essen zubereitet wurde.
Sie teilte jedem von uns Aufgaben zu, („Derick, du besorgst Töpfe, Dick, du holst das Fleisch aus der Vorratskammer, Tom, kümmer dich um das Feuer im Foyer, Mitch, deck den Tisch, Mason, du hilfst mir beim Kochen!“) und ging dann mit mir an den Herd und unterhielt sich mit mir, während wir Gewürze und Soßenpulver sowie Kroketten besorgten. Sie war besorgt, dass vielleicht etwas passieren könnte, oder dass etwas zu Bruch gehen und sie eine Menge Ärger bekommen könnte, doch ich sagte ihr, das sei unwahrscheinlich. Nach und nach trudelten die anderen ein und brachten die von Sandy georderten Sachen und wir konnten endlich anfangen zu kochen. Tom, ebenfalls größer und schlanker als ich, ein wenig arrogant und faul ruhte sich wahrscheinlich in einem Sessel vor dem Feuer aus, wahrscheinlich saß Mitch neben ihm und sie redeten über irgendetwas Belangloses, während wir arbeiteten. Doch insgeheim war ich froh, mich unterhalten zu können, da ich tiefgründige Gespräche (vorallem mit Mädchen, und Sandy war nun mal das einzige Mädchen im Umkreis von 10 Meilen) dem oberflächlichen Geplänkel vorziehe. Nach 20 Minuten war unser essen fertig, wir trommelten alle zusammen und aßen relativ still in dem viel zu großen Speisesaal des imposanten Hotels, alle wollten nach so langer Zeit des Zusammenhockens eigentlich nur noch auf ihre Zimmer und sich ausruhen, besonders Sandy, die uns hierhergefahren hatte und schon den ganzen Tag von 'Bauchschmerzen' geplagt wurde. Frauen und ihre Probleme.
Nach dem Essen teilte Sandy jedem von uns noch ein Zimmer zu, wir alle waren in der ersten Etage untergebracht, in sechs Zimmern, von denen sich 2 immer gegenüberstanden und die nebeneinander lagen, damit man im Notfall schnell jemanden erreichen konnte, sollte etwas passieren. Jedes der Zimmer hatte ein eigenes kleines Badezimmer mit Toilette und Dusche und ein breites Doppelbett mit einem Daunendeckbett und Matratzen die einen nahezu zum Schlafen einluden. Mein Zimmer lag neben Dicks und Sandys Zimmer gegenüber und war ganz links. Ich sortierte noch meine Kleidung in den Schrank ein, nahm mir ein Buch, in dem ich kurz las, nahm danach mein Handy zur Hand, das zwar nur wenig Empfang hatte, der aber reichen würde, um, sollte etwas passieren, jemanden erreichen zu können. Ich legte mich beruhigt in mein Bett und dachte noch daran, wie gern ich ein Mädchen neben mir in diesem riesigen Bett hätte und schlief sehr kurz danach ein und wurde in der Nacht von komischen Träumen geplagt, an die ich mich aber beim Aufwachen nicht mehr erinnern konnte.

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