Montag, 5. November 2012

Der erste Tag - Das Grauen beginnt (Teil 2)

Der heiße Wasserstrahl schoss auf Sandys Kopf herab, die diese Nacht nur noch in einen unruhigen Schlaf fiel und mit Rückenschmerzen erwachte, die sie nun zusätzlich zu ihren Regelbeschwerden plagten. Der Dampf aus der Duschkabine verteilte sich im ganzen Bad, dass nun wie in dichten Nebel gefallen war, ihre Haut war bereits rot, doch sie hatte noch lange nicht genug. Sie liebte es, lange zu duschen und in diesem Hotel, wo sie sich nicht vor ihren Eltern rechtfertigen musste (die es ohnehin nicht nötig hatten, auf den Wasserverbrauch zu achten, aber dennoch ständig wegen Kleinigkeiten wieder dieser an ihr rumnörgelten). Es war erstaunlich, dass sie Toms Idee, sich das Hotel 14 Tage lang zu 'leihen' zugestimmt hatten, mit großen Worten wie 'dann lernst du mal, was Verantwortung bedeutet' und 'wenn was kaputt geht, hast du unser Vertrauen auf lange Zeit verspielt'. Doch es war das Ergebnis, das zählte und das war grandios. Wenn doch nur nicht das mit Mason passiert wäre. Es ängstigte sie irgendwie. Er war ein merkwürdiger Kerl, aber sie hatte ihn dennoch irgendwie in ihr Herz geschlossen, was nur wenige von sich behaupten konnten. Er sagte, dass seine Sinne ihm wohl einen Streich gespielt hätten, doch was er gesehen hat, das wollte er ihr nicht sagen, wobei er ihr sonst alles erzählte, sie war wohl der einzige Mensch, dem er wirklich traute, zumindest in der Konstellation, wie sie gerade bestand. Was konnte ihn so geängstigt haben, dass er laut aufschrie? Aber vielleicht machte sie sich auf zu viele Gedanken. Vielleicht. Es gab so viele vielleichts. Sie wusch sich die Haare und stieg aus der Dusche, und sofort wurde ihr kalt, sie bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper. Schnell nahm sie das blütenweiße Handtuch (es gab nur solche, sie hätte eine andere Farbe aus gutem Grund bevorzugt) zur Hand und wickelte sich damit ein. Nun putzte sie sich die Zähne und während sie den Beschlag vom Spiegel wischte, sah sie nur für den Bruchteil einer Sekunde, ohne es wirklich zu registrieren das gleiche schreckliche Gesicht, das auch Mason gestern Nacht aufschreien ließ. Sie zuckte kurz zusammen, ohne zu wissen warum und fühlte sich, als sei ihr Inneres zu Eis erstarrt. Sandy fand es plötzlich ziemlich unheimlich, allein in ihrem Zimmer zu sein, streifte sich schnell ihre Kleidung über, die sie vor dem Duschen auf einem kleinen Schränkchen platziert hatte, wickelte sich das Handtuch um die Haare und ging so schnell wie möglich aus ihrem Zimmer in den Flur, hörte von unten gedämpftes Gelächter die Treppe heraufdringen und war beruhigt, nicht mehr allein sein zu müssen. Als sie in den Speisesaal kam, grinsten sie bereits alle an, außer Mason, der seinen Blick den Brötchen zuwandte, die auf dem Tisch standen. So kann die Laune ganz schön in den Keller sacken, danke, Dick. Sie ließ sich allerdings nichts anmerken, weil sie nicht wollte, dass die Laune aller noch schlechter wurde und so setzte sie sich an den Tisch, wünschte allen einen guten Morgen und ließ sich ihre Brötchen schmecken. Nachdem alle fertig waren bedankten sich Dick und Tom bei Mason und die anderen nickten ihm ebenfalls dankbar zu, Sally lächelte. Es würde ein guter Tag werden, da war sie sich sicher.

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